Inzwischen ist es so eine Art Ritual, die 500 Kilometer „wollen zwischen den Tagen“ abgespult werden. Ich stimme mich mit der Familie ab und vereinbare ein paar Termine…
24.12.2019
Zwei ausführliche Bäckerrunden und eine kleine Besorgung in der Stadt erbringen die ersten 63 Kilometer, graues Wetter, keine Überraschungen.


25./26.12.2019
Die beiden Tage fasse ich mal zusammen, es geht auf bekannten Strecken an bekannte Orte (zu den Eltern/Schwiegereltern) zu den Weihnachtsfeierlichkeiten, keine Pannen, es passiert nichts. Doch, der Gesamtkilometerstand klettert auf ungefähr 150 von 500 Kilometern.


27.12.2019
Hendrik und ich haben uns für ein Teilstück vom Mauerrad verabredet. Das Südstück bin ich im Herbst irgendwann gefahren, bleibt noch das Stück von Spandau Richtung Norden und dann wieder zurück nach Pankow. Wir starten zunächst in Pankow, sammeln auf dem Weg nach Spandau einige Kacheln für den Veloviewer-Score. Hendrik fährt quasi Kreise um mich, die Tage vorher spüre ich und es gibt noch andere Gründe für mein langsames Tempo. Die ehemalige Trennung dieser Stadt mit all dem verbundenen Aufwand, Brutalität und gleichzeitiger Sinnlosigkeit wird trotzdem mit jedem Kilometer klarer….

an einem verbliebenem Wachturm



Der Tag bringt für die festive500 noch knapp 80 Kilometer.
28./29.12.2019
Quasi zwei Ruhetage, ich fahre ein paar kürzere Strecken. Zum Bäcker, zum Einkaufen, jetzt müssen noch 250 Kilometer erreicht werden. Am 29.12. setze ich mich am Abend in den Zug nach Hamburg, möchte mal wieder eine lange Strecke fahren.
30.12.2019
Ich starte kurz nach 06:30 Uhr meine Tour mitten in Hamburg, bunkere einige Brötchen beim Bäcker und lade die geplante Tour in die komoot-App. Die ersten 20 Kilometer verlaufen total zäh. Normale Ampeln, Bettelampeln, versteckte Unterführungen fordern viel Aufmerksamkeit und Kraft, erst nach 28 Kilometern und fast zwei Stunden sehe ich endlich mal keine Häuser mehr. Mir ist nicht ganz klar, was für viele Menschen die „Faszination Großstadt“ ausmacht, ich will da meist nur raus oder gar nicht erst hin.


Erst langsam stellt sich auf den Landstraßen ab Lauenburg so eine Art Flow ein, so ein Gefühl, dass ich endlich voran komme. Wieder wird der krasse Kontras deutlich, im „ländlichen Raum“ sind die Grundstücke riesig, es gibt viel sichtbaren Leerstand und in den Ballungsräumen das genaue Gegenteil. In Lenzen/Elbe erreiche ich das erste Zipfelchen Brandenburg, dort bietet ein Makler gefühlt 1/4 der Häuser in der Innenstadt an.



In Wittenberge habe ich so eine Art Tiefpunkt, der mir auch Zeit raubt. Eigentlich hatte ich ne Tankstelle zur zügigen Nachschubversorgung eingeplant. Die ist aber im Umbau, es gibt quasi nur einen Kassencontainer. Nebenan bietet sich ein Aldi als Alternative an, aber es dauert natürlich deutlich länger, dort die gewünschten Sachen zu suchen und dann zwischen den ganzen Leuten mit ihren Einkäufen für die Sylvesterfeier in der Kassenschlange zu stehen.


Relativ gleichförmig kurbele ich die weiteren Kilometer ab, es gibt kaum noch optische Reize, ist ja auch dunkel. In Friesack hat die in die Route eingeplante Bäckerei natürlich schon Feierabend, auch das muss ich noch lernen… Die „notwendigen“ 250 Kilometer sind absolviert, es ist nach 21:00 Uhr, meine Motivation lässt stark nach. Werde von Autofahrern angehupt, obwohl ich auf dem abgetrennten Radweg fahre… Ich finde kaum noch ne Sitzposition, die ich länger als fünf Minuten durchhalte…. Checke mal die Bahn-App… noch 22 Kilometer bis Nauen statt 45 Kilometer bis zum eigentlich geplanten Ziel in Berlin-Spandau…. trete nochmal ne knappe Stunde kräftiger in die Pedale, um den Zug in Nauen zu erwischen. Kaufe dort das Ticket und stehe kaum ne Minute auf dem Bahnsteig, als der Zug schon eintrifft. Bin heilfroh, das ich mit dem Zug auf die andere Seite der Großstadt komme und nicht durchradeln muss. Noch von der S-Bahn mit Rückenwind nach Hause, 538 Kilometer. Dusche, Bett und für den Rest des Jahres kein Fahrrad mehr…

Mache mir in den folgenden Tagen noch viele Gedanken, welche Fehler ich beim Langstreckenradeln noch mache und was ich für noch längere Strecken alles noch lernen kann/muss/anders lösen sollte… und da geht es recht wenig ums Rad…
Hallo Christoph, herzlichen Glückwunsch zum erneuten Abspulen der F500. Ganz tolle Bilder von Deiner letzten Fahrt! Die Strecke HH – B bzw. umgekehrt hat mich bisher nicht besonders gereizt – nach diesen Fotos schon. Danke sehr 🙂
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Hi Eva,
mir ist jedenfalls klar geworden, warum dieses Einzelzeitfahren HHB immer vor den Toren der Stadt Hamburg startet 😉 Und bzgl. der Fotos hatte ich sicherlich auch Glück mit dem Wetter…
Viele Grüße
Christoph
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