mit dem MTB eine Zeitreise machen

Ich war mit Hendrik verabredet, die dicken Stollenräder sollten wieder bewegt werden. Es geht durch heimatliche Gefilde, von Finowfurt, am Buckowsee entlang, Richtung Werbellinsee und dann wieder zurück. Hendrik hat die Strecke hier mal beschrieben. Aber im Rückblick war es mehr als eine einfache MTB-Tour, schon bei der Tour reflektieren wir viel….

Am Buckowsee erinnere ich mich, wie ich als Teeanager mit einem Kumpel eine Nacht am See verbracht habe. Mit einer Ausrüstung, die ich heutzutage nicht mehr in Betracht ziehen würde. In der DDR war die Auswahl jedoch übersichtlich, der Schlafsack quasi eine Steppdecke mit Reißverschluss und die Isomatte war die Luftmatraze, mit der wir tagsüber auf dem See rumgetobt haben. Eine frühe Version eines Overnighter, nur eben ohne digitales Dokumentieren und Teilen. Meine Gedanken schweifen ab zu dem herrlichen Instafeed von rough-stuff-cycling….

Das ehemalige BEWAG-Ferienlager am Buckowsee verfällt, zu DDR-Zeiten haben wir immer sehnsüchtig von der benachbarten Badestelle über den Zaun geschaut.

Dann geht Hendrik der Weg aus, aber nicht die Orientierung. Der Weg ist nicht mehr als ein Wildwechsel, erst weiter in Richtung Straße wird klar, dass der Weg nur sehr lange nicht mehr befahren wurde und die Natur sich eben wieder alles zurück holt.

Wir passieren die Endmoränen nördlich von Blütenberg, hier steht eine verfallene Scheune und andere ruinöse Gebäude. Vor etwa 100 Jahren wurde hier Richtfest gefeiert, die Arbeit und Mühe für die Investition für die Schäferei war sinnvoll und richtig. Heute konzentriert sich viel im Ballungsraum etwa 50 Kilometer südlich, dort gibt es Jobs, Einkaufsmöglichkeiten, Internet und die ganzen anderen „attraktiven Dinge des Lebens“, keiner möchte hier draußen leben und arbeiten….

Hendrik stellt fest, das die Bäume seit seinen ersten MTB-Touren hier deutlich größer geworden sind und er damals deutlich schneller war. Aber die Wege wurden regelmäßiger genutzt, die Räder regelmäßiger bewegt und es gab keine digitalen Ablenkungen.

Betonpfeiler im Wald zeigen den Standort einer alten Bunkeranlage an. Der Sandboden rund um Berlin ist voll davon, viele Systeme hatten sich hier für den Ernstfall eingerichtet. Die DDR-Militärs und die Sowjets haben extrem viel Geld verpulvert, der gedachte Einsatzzweck kam zum Glück nie und heute dienen die Reste den Fledermäusen als Fünf-Sterne-Hotels.

Ein paar Ecken weiter sind zwei DammwildHirsche mit ihrem Revierkampf beschäftigt. Die Geweihe krachen in einander, wir können das aus einer vergleichsweise geringen Entfernung beobachten. Die beiden Hirsche lassen sich erst nach einigen Minuten durch unsere Anwesenheit stören, sie verlagern ihren „Streit“ an einen anderen Ort. Mir wird klar, das ich lieber hier drei, vier Stunden im Wald „vertrödeln“ würde, als 10 Minuten am Brandenburger Tor zu sein.

Über einen Hohlweg geht es runter ans Ostufer vom Werbellinsee, wir machen eine kleine Pause mit Schokobrötchen und komischen Energieriegeln. Das Schild am Beginn vom Uferweg ignorieren wir, es ist klar, dass das Steilufer uns auf denn nächsten zwei Kilometern ab und an aus dem Sattel zwingen wird. Bis Eichhorst folgen wir dem Werbellinseeufer, dann bis Rosenbeck dem Werbellinkanal. Auf den letzten Kilometern lässt dann der Akku-Strom von Hendriks Lampen nach, ich bin sehr erleichtert, dass ich mir dazu keine Gedanken machen muss. Ich Schusselkopp würde das mit dem rechtzeitigen Aufladen vorher nie auf die Reihe kriegen, Dynamobeleuchtung ist für mich die korrekte Lösung. Sonst würde ich viel zu oft im dunklen Wald stehen….

Fotos: Hendrik

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