Nass+Grau=festive500 in 2018

So, der fünfte Versuch stand an, das Prozedere braucht wohl keine Erläuterung mehr.

24.12.2018

Erstmal ne größere Bäckerrunde, die sind vom Wetter her ein perfekter Einstieg: graue Morgendämmerung und Schneeregen. Friere in den „Radwinterschuhen“, rüste mein allwettertaugliches Rad auf Plattformpedale um, damit ich mit den warmen Wanderstiefeln radeln kann. Am Vormittag geht es noch auf großer Runde zum REWE, die letzten Weihnachtseinkäufe erledigen. Macht 45 Kilometer zum Einstieg.

25.12.2018

Es geht am Vormittag im großen Bogen nach Finowfurt, ich sammele bei Marienwerder noch eine Kachel für den Explorerscore bei Veloviewer ein. Wetter wie gewohnt: Nieselregen und Wind schräg von vorn. Irgendwo in Seefeld gibt es einen charakteristischen Ton vom Hinterrad: Speichenriss. Fahre mit der leichten Acht im Rad erstmal weiter, frage mich aber, wie ich den Rest der 500 Kilometer schaffe. Die anderen beiden Räder mit Schutzblechen und Dynamolicht sind außer Betrieb, dem einen fehlen die Laufräder, beim anderen Schaltung & Bremsen und natürlich sind die Laufräder nicht kompatibel. Hendrik hilft mir erstmal mit nem langen Speichennippel. Den Rest des Tages verbringe ich mit der Familie beim Essen…. aber 53 Kilometer gibt es dazu. Spät am Abend finde ich im Fahrradkeller noch ne alte Speiche als Ersatz, damit kann ich das Hinterrad wieder zentrieren, das Rad hält hoffentlich für die weiteren festive-Kilometer.

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Acht Jahre Winterbetrieb wirken sich aus

26.12.2018

Ähnliches Muster wie in den Vorjahren: Im Bogen zum anderen Teil der Familie nach Lichterfelde, Wetter konstant: Nieselregen und Wind schräg von vorn…. Und es gibt auf den Feldwegen zwischen Lichterfelde, Britz und Blütenberg noch eine Kachel. Ich freue mich riesig über die Schutzbleche und das Dynamolicht. Fahre auch tagsüber mit Licht, machen die Autofahrer ja auch. Wüsste auch keinen Grund, warum ich auf dieses kleine Stück Sicherheit im „Kampf um die Sichtbarkeit im Verkehr“ verzichten sollte. Bei der Familie gibt es wieder reichlich Kaloriennachschub! 62 Kilometer fürs Konto.

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Berlin-Usedom-Radweg
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so schön grau hier….

27.12.2018

Klicke mir bei Komoot einen Track zusammen, um südlich der Löcknitz wieder einige Kacheln zu sammeln. So ergibt sich ein Gemisch von viel Wald/Feld und Schotterwegen, natürlich auch Straßenkilometer. Unterwegs drückt sich eine kleine Scherbe durch den doch recht dünnen Reifen von CompassBicycles. Für den Rest der Tour überlege ich, wo ich einen anderen Reifen mit mehr Profil herbekomme. Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr sind off- und online schwierig bei der Ersatzteilbeschaffung… 67 Kilometer und neun Kacheln!

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Kacheln sammeln südlich der Löcknitz

28.12.2018

Am Vormittag kaufe ich die einzige Sorte Cross-Reifen mit Profil, die es beim Zweirad-Stadler in Berlin gibt. Diese Reifen werden sich als ziemlicher Fehlkauf entpuppen.

Bin mit Maik, einem alten Klassenkameraden in Eberswalde verabredet. Südöstlich von Eberswalde gibt es vier neue Kacheln, den Wind und den Regen gibt es wieder schräg von vorn. Nach einigen alkoholfreien Bieren trennen wir uns wieder, ich mache mich über Finowfurt auf den Heimweg nach Altlandsberg. Netterweise hat der Wind um ziemlich genau 90 Grad gedreht und kommt wieder schräg von vorn. Anfangs ohne Regen, das fühlt sich inzwischen schon komisch an. Aber auf dem Berlin-Usedom-Radweg zwischen Finowfurt und Biesenthal setzt dann wie gewohnt der Regen ein. Muß viele Stopps einlegen, um die Blase regelmässig zu leeren, aber ich merke auch, das meine Beine durch sind. Inkl. Bäckerrunde komme ich auf 103 Kilometer.

29.12.2018

Quasi-Ruhetag: es geht zum Bäcker und mit einem anderen Rad auf Einstell/Testfahrt. Zusammen 6 Kilometer. Es sind noch knapp 160 Kilometer zu fahren, das sollte klappen.

30.12.2018/31.12.2018

Gegen 17:00 Uhr mache ich mich auf den Weg. Erst geht es mit ein paar Umwegen und Waldwegen (die Kacheln….) in Richtung Bad Freienwalde. Dort gibt es noch einen Döner und ich biege zur Oder ab. An der Oder wird mir dann klar, das ich für die folgenden 90 Kilometer keine Versorgung mehr haben werde. Vier Snickers liegen in der Fronttasche, das sollte für den Hunger reichen. Sorgen macht mir der Flüssigkeitsvorrat. Habe in Bad Freienwalde nicht nachgefüllt, 1,5 Flaschen Wasser fühlen sich extrem wenig an…. Auf dem Oderteich rollt es so halbwegs. Eigentlich sollte es mit dem Rückenwind viel besser rollen, aber ich merke, dass ich in den letzten Tagen doch vergleichsweise viel gefahren bin und das die Reifen echt mies sind. Die fühlen sich an wie Vollgummi-Reifen. Habe teilweise Mühe, die 20 km/h-Marke zu halten. (Nach der Heimkehr landen die auf der Waage: ein Compassreifen in 38mm Breite wiegt 380 Gramm, einer der neuen Cross-Reifen mit 33mm Breite wiegt knapp 700 Gramm. Das wiegt ein 29er MTB-Reifen in 2,2 Zoll Breite auch. Und so schlecht fahren sich die Reifen tatsächlich…)

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Die Snickers schmecken bei Temperaturen knapp über Null sehr komisch, die Konsistenz geht in Richtung „süßer Ziegelstein zum Lutschen“…. Dafür ist die Nachtfahrt auf dem Oderteich sehr eindrücklich. Es gibt hier und da ein Lagerfeuer von Anglern an der Oder, ansonsten nehme ich große Einsamkeit wahr. Es ist nicht richtig dunkel, die Wolken leuchten leicht orange von unten. Rote Lichter von den Windturbinen sind eigentlich immer zu sehen, ab und an auch das gelbliche Licht von Ortschaften. Und wenn ich anhalte, höre ich die vielen Wasservögel, die sich hier in der Oderaue aufhalten. So sammeln sich die Kilometer, ab und an sind Rehe oder Hasen im Scheinwerferlicht, sonst passiert nichts. In Lebus schickt mich Komoot vom Oderteich runter auf eine normale Landstraße. Ich passiere einen Milchhof, der bietet einen 24/7-Milchverkauf in einem kleinen Gebäude per Automat. Nie hat sich ein halber Liter Milch so gut angefühlt!

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Flüssigkeitsnachschub

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Kurz vor 03:00 Uhr in der Nacht erreiche ich das geplante Ziel, den Bahnhof in Frankfurt/Oder. Die Wartezeit bis zum ersten Zug in Richtung Berlin nutze ich für Snacks und Wasser aus den Verkaufsautomaten auf dem Bahnsteig. Die vielen Läden und Bäcker bereiten zwar ihr Tagesgeschäft vor, öffnen aber erst ab 05:00 Uhr. Im Zug döse ich ein wenig, ab Ostkreuz geht es mit der S-Bahn nach Hoppegarten. Von Hoppegarten nach Altlandsberg sind es etwas über 8 Kilometer. Eigentlich müsste ich damit eine Punktlandung für die 500 Kilometer machen. Hinter der Haustür nimmt mich die STRAVA-App auf den Arm, 500 Kilometer werden angezeigt, aber die Herausforderung noch nicht als erledigt. Etwas frustriert setzt ich mich auf das Stadtrad und fahre 800 Meter um den Block, das Stadtrad rollt gefühlt viel leichter als das Merida-Cross-Winterrad. Dann kommt der Haken in der App, ich bin erledigt. Frühstücke mit meiner Frau und falle ins Bett, die kleine Tochter hat meine Abwesenheit genutzt und sich im großen Bett breit gemacht. Auch gut, so verschlafen wir Händchen-haltend den Vormittag. 161 Kilometer.

Was andere bei den festive500 in 2018 erlebt haben:

Torsten Frank hat passende graue Räder für die grauen 500 Kilometer

Jacomonias Enkel

Evas Bericht ist einfach großartig zu lesen: https://takeshifaehrtrad.com/2019/01/02/festive-1-000/

Schoenie macht die 500 nicht voll und hat trotzdem Spaß draussen

https://rauszeitsite.wordpress.com/2019/01/14/festive-310-von-500/

Ein Kommentar zu „Nass+Grau=festive500 in 2018

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  1. Bester Mann in Brandenburg! Auch wegen der 800 Meter auf dem Stadtrad 🙂
    Am dritten Tag habe ich aufgehört, zu zählen, wie oft ich in Altlandsberg war. Aber da muss ich direkt noch mal schauen, ob sich die Wege nicht sonst auch gekreuzt haben. Und: Sehr schöne Idee, nachts den Oderdeichweg entlang zu radeln. Ist jetzt auf der Wunschliste!

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