Anfang Oktober, mal wieder eine Dienstreise, eigentlich könnte ich mir bequem und ohne finanzielle Belastungen ein Hotel buchen. Diensttelefon nehmen, drei Klicks in der App und dann nur noch einchecken. Das ist inzwischen langweilig und ich weiß, dass das total arrogant klingen mag. Dienstliche Hotels liegen in den betonierten Innenstädten dieser Welt und haben total langweilige Zimmer. Und die Aussicht auf ein umfangreiches Frühstücksbuffet zwischen lauter Business-Kaspern (wie mir) ist auch nicht so verlockend. Habe also mal wieder das Rad und ein paar Bikepacking-Sachen in den Kofferraum geschoben, ne Route auf Komoot geplant und nen Anzug samt frischen Hemd auf den Beifahrersitz gehangen.
Weit hinter Dresden ziehe ich das Rad wieder aus dem Auto, möchte in der Haselmausbaude vom Sachsenforst übernachten. Naiv wähne ich mich am Ende der Saison und hoffe auf eine leere Hütte. Die ersten Kilometer rollen, irgendwann höre ich tief im Wald kurz vor der Grenze nach Tschechien jemand Holz spalten. Kein gutes Zeichen. Noch um zwei Ecken, dann sehe ich schon aus dem Schornstein der Haselmausbaude feinen Rauch aufsteigen. Hier ist also schon lange der Ofen in Betrieb. Zum Glück habe ich Alternativen im GPS, rolle tiefer in die sächsische Schweiz. Auch aus dem Schornstein der Grenzbaude kommt feiner Rauch, aber der Tag ist bald zu Ende, die Sonne steht schon tief und ich hoffe aufgrund der Größe der Baude auf ein Plätzchen zum Schlafen.

Es gibt noch Platz, jedoch sind schon sieben Wandersleute eingezogen. Der Forststeig ist also ein Erfolg und wird gut von den Wanderer angenommen. Auf dem Schlafboden ist in einer Ecke noch Platz, ich rolle Isomatte und Schlafsack aus. Alle sammeln sich im großen Hauptraum im Erdgeschoß, dort ist ja der Ofen an. Mehr Komfort als ein dichtes Dach und den Ofen bieten diese Häuser nicht, es gibt kein Strom und kein fließendes Wasser. Was aber völlig ausreichend ist! Jedes Grüppchen bleibt für sich, ich lese mit ner Stirnlampe in einem Buch. Kurz vor 19:00 Uhr poltert ein Angestellter vom Forststeig rein. TICKETKONTROLLE…. ich fluche innerlich über das bürokratendeutsche System dieser Tickets… Habe das Ding komplett in den montierten Briefkasten geworfen, normalerweise soll man da nur einen Abschnitt vom Ticket reinwerfen. kriege gleich mal 100 Euro Strafe angeboten. Kann dann durch ein Foto durch den Briefkastenschlitz mein Ticket nachweisen… Was zur Hölle!

Immerhin bietet der Sachsenforst-Mensch den Anwesenden Trinkwasser an, das wird von einigen gerne angenommen. Ich habe keinen Bedarf, meine Reichweite und Route führt am Folgetag an genügend Quellen vorbei.
Bin dann der erste auf dem Schlafboden, nicke schon mal weg. Aber alle haben diese modernen Therm-a-Rest NeoAir unterm Hintern. Die machen bei jeder Bewegung deutlich hörbare Geräusche und auf einem Schlafboden mit sieben anderen Leuten herrscht dann nicht wirklich Ruhe. Ohropax wäre sehr hilfreich gewesen, denke ich ein paar Tage später… Irgendwann ziehe ich mit meinem Kram nach unten, lege nochmal Holz im Ofen nach und hole mir dann ca. fünf Stunden Schlaf.

Bin dann auch der erste, der wieder aktiv wird und aufbricht, das Bild oben zeigt mein morgendlichen Anblick nach dem Anfeuern. Verlasse kurz nach Sonnenaufgang das Haus….




Die Nacht war frisch, ich komme gegen 08:00 trotzdem durchgeschwitzt und nach Rauch stinkend am Auto wieder an. Hinterm Parkplatz gibt es einen kleinen Bach, der bei frischen 5 Grad Luft- und Wassertemperatur für die Körperhygiene genutzt wird und ich mich dann mit dem Anzug für meine Dienstrolle wieder verkleiden kann. In einem Dorf unterwegs hole ich in einer Bäckerei noch zwei belegte Brötchen, pünktlich kurz vor 09:00 Uhr stehe ich im Büro in Dresden. Und so macht mir dann Außendienst wieder ganz besonders Spaß bzw. schafft für mich Ausgleich und Erinnerungen. Das nächste Mal dann mit Zelt draußen oder Ohropax ;-).
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