Herbstbrevet ARA Berlin Oktober 2023

Berlin zeigt sich erstmal von seiner hässlichen Seite. Bei der Anreise nutze ich die S-Bahn, im Berliner Hauptbahnhof stürmt ein verwahrloster Kerl mit einer zum Zuschlagen erhobenen Weinflasche auf mich zu. Einer der Betonpfeiler kommt mir sehr gelegen, den bringe ich zwischen ihn und mich. Der Typ stürmt aggressiv weiter durchs Gebäude, niemand hält ihn auf…

Innenhof Amstelhouse Berlin

Im Berliner Amstelhaus in Moabit versammeln sich die Randonneure, fühle mich fremd und nicht dazugehörig… Hole mir die Stempelkarte ab und trudele auf den Kurs, mein erstes „richtiges“ Brevet nach einigen DIY-Brevets.

Raus aus Berlin

Irgendwann holt mich eine Gruppe ein, ich hänge mich halbherzig dran. Die Gruppe gibt aufgrund der Dimension und den vielen Warnwesten Schutz (viele PBP-Westen😳) im Berliner Stadtverkehr. Gleichzeitig ist es für mich auch eine schöne „Rücklicht-Studie“, bei den Ampelstops erkenne ich die jeweils verbauten Hersteller und Modelle und beim Fahren kann ich dann mal die Erkennbarkeit von hinten vergleichen. Auch sehr spannend! Das gilt auch für die Wirksamkeit von vorhandenen/fehlenden Schutzblechen. Freue mich über meine Schutzbleche, über die Shakedry-Jacke und die GoreTex-Radschuhe. Das Nieselpieselwetter lässt erstmal nach, ich lasse die Gruppe ab der Stadtgrenze zwischen Berlin und Brandenburg ziehen. Möchte einerseits meine Kräfte selbst einteilen und andererseits auch was von der Landschaft sehen.

Erste Kontrolle in Lindow (Mark), in der noch geöffneten Touristeninfo gibt es einen Stempel. Rund um den Lindower Markt sind viele andere Randonneure unterwegs, sammeln auch ihre Stempel, bunkern Kuchen oder Brötchen und machen Fotos für die elektronische Stempelkarte.

Das Wetter ist wechselhaft, recht herbstlich und doch genieße ich das Draußensein! In Fürstenberg/Havel versuche ich Kettenöl in einem Radladen zu bekommen. Leider ist der Inhaber zum touristischen Wegweiser geworden, zwei andere Leute stellen immer wieder Fragen zu möglichen Strecken entlang der vielen Gewässer hier. Ich breche ab, dann quietscht die Kette halt ein wenig…

Der nördlichste Punkt der Tour, schon in MeckPomm.

Zwischendurch gibt es immer wieder Regenschauer, in Templin suche ich eine Weile nach einer Stempelmöglichkeit. Die gibt es dann in einem Getränkemarkt. Bin gespannt, wie das Gestempel mal irgendwann wird, wenn man außerhalb der üblichen Geschäftszeiten, am Wochenende und weit draußen in Brandenburg irgendwo einen Stempel für die Brevetkarte finden muss. Insofern ist die Digitalisierung da wohl nur zu begrüßen.

Etwa 10 Kilometer hinter Templin bringt eine Regenwand soviel Wind mit, dass ich wirklich Mühe habe, auf dem Rad zu bleiben. Dank Kinnriemen bleibt der Helm auch auf dem Kopf, der wird mir nur vom Wind kräftig in den Nacken geschoben. Irgendwann ist auch das vorbei, hinter Gransee hört der Regen auf.

Die beiden Randonneure treffe ich mehrfach entlang der Havel südlich von Zehdenick. Zunächst finde ich den Anblick in der Herbstsonne cool, dann finde ich auch Gelegenheit, mir deren Räder anzuschauen. Ein Rad total modern und mit den schönsten Teilen aufgebaut, das andere Rad scheint ein gut genutztes Reiserad aus den 90ern zu sein, noch mit Magura HS66-Bremsen. Zwei Sachen eint die beiden: sie haben das gleiche Reifenformat und sie sind irgendwann schneller als ich. 😉

Das Ziel ist eine Art Gemeindehaus in einer der nördlichen Berliner Bezirke, das erreiche ich kurz nach Sonnenuntergang. Ohne große Umstände werde ich meine Stempelkarte los und kriege noch was vom Grill. Halte mich da auch nicht lange auf, der Tag ist eh schon lang genug und ich mache mich auf den 30 Kilometer langen Heimweg.

Ein paar Tage später gibt es noch Mailverkehr mit den Organisatoren, aber bis heute bleibt offen, ob ich aus deren Sicht das Brevet regelkonform absolviert habe….

Offizielle Zusammenfassung auf der Veranstalterseite

Nachtrag: etwa fünf Wochen nach dem Brevet gab es Post, so richtig mit Briefumschlag und Briefmarke. Dort gab es dann die Brevetkarte zurück, damit ist dann auch bestätigt, dass ich das Brevet regelkonform absolviert habe. Fühlt sich trotzdem komisch an… kenne nicht viele Sportarten bzw. -veranstaltungen, wo das Ergebnis fünf Wochen später bekannt gemacht wird.

Hinterlasse einen Kommentar

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑