Im Schwedenurlaub „stolpere“ ich über mehrere der hier installierten Shelter, sitze in einem längere Zeit herum, lese dort ein Buch über die Bothys in Schottland und mir wird klar, wie unterschiedlich die „Draußenkultur“ in den Ländern ist. Zudem hat Carola vom Blog earn your Bacon ähnliche Dinge in ihrem Blogbeitrag beschrieben. Möglicherweise wird der folgende Text etwas chaotisch, Fahrräder werden nur am Rande sichtbar, aber vielleicht wird der Denkansatz trotzdem klar….
Shelter in Schweden
Diese Shelter stehen an den Wanderwegen, sie sind auf öffentlichem Grund, sie sind kartiert und sie laden förmlich dazu ein, draußen zu übernachten. Es gibt meist eine Trockentoilette in der Nähe, zudem gibt es eine Feuerstelle und Brennholz. Dazu noch Säge und/oder ein Beil für weiteres Brennholz. Kein Müll, kein Vandalismus, sondern der Respekt für die Natur und die Shelter sind spürbar, obwohl Siedlungen meist gar nicht so weit entfernt sind… Zudem haben die skandinavischen Ländern ja auch noch das Jedermannsrecht.
Bothies in Schottland etc

Ich verweise zunächst mal auf den Beitrag in der deutschen Wikipedia, aber im Prinzip sind das solide Häuser, die allen (Rad)Wanderern in den abgelegenen Regionen als Übernachtungsstellen oder für das Abwettern von schlechtem Wetter zur Verfügung stehen. Diese Häuser sind nicht verschlossen, von den Nutzern wird lediglich Respekt gegenüber dem Gebäude und den Nachnutzern erwartet, es ist keine Gebühr zu zahlen. Die Instandhaltung wird durch eine ehrenamtliche Organisation, der Mountain Bothy Association vorgenommen, die ihre Arbeit durch Spendengelder finanziert. Die Einleitung vom Bothy-Code:
„The Bothies maintained by the MBA are available by courtesy of the owners. Please respect this privilege.
Please record your visit in the Bothy Log-Book.“
Etwa 100 dieser Häuser werden durch die MBA betrieben, es gibt noch weitere private Bothys. Die sind so stark in die lokale Kultur verwoben, das es Bücher über Bothies gibt und diese in Literatur/Popsongs in die Handlung eingebunden werden.
Wer sich ein wenig „umsehen“ möchte: Bothy-Playlist bei YouTube

Schutzhütten in Deutschland
Tja, das ist hier etwas unübersichtlich bzw. es gibt vereinzelt vergleichbare Angebote für Leute, die gerne draussen sind. Boofen, die kostenpflichtigen Hütten für Forststeigwanderer, Biwakschachteln/Bergsteigerhütten in den Alpen und vereinzelt ausgewiesene Biwakplätze an Radwegen/Kanurouten. Aber das sind Ausnahmen, das „Draußenbleiben“ ist in den länderspezifischen Waldgesetzen für „Notfälle“ vorgesehen, aber nicht als geplanter oder gar erwünschter Aufenthalt. Besonders „bemerkenswert“ finde ich den ersten Satz des „Biwakkodex“ vom Forststeig Sachsen:
- „Entwerte das Trekkingticket immer zu Beginn deines Aufenthaltes und trage Dich mit Namen, Wohnort und dem nächsten Ziel in das Biwakbuch ein.“
Die typischen Schutzhütten in Deutschland sind nicht für Übernachtungen gedacht/gebaut. Hier soll man mal einen Regenschauer abwarten oder nutzt diese Orte für eine Pause unterwegs mit oder ohne Snack.



Zusammenfassung:
Mir ist schon klar, das Dinge aus anderen Ländern nicht so einfach zu kopieren sind, die Ausgangsbedingungen (Bevölkerungsdichte, Gesetze, generelle Einstellung gegenüber der Natur) sind einfach schwer vergleichbar. Dennoch gibt es Dinge, die in Deutschland besser sein könnten. Aber wie packt man das an? Oder bewerte ich den Bedarf hier viel höher, als er tatsächlich ist?