Deutschland war mal in zwei Teile geteilt und die Regierung der DDR setzte auf eine „ordentliche“ Befestigung des „antifaschistischen Schutzwalls“ rund um Westberlin und der innerdeutschen Grenze. Der Großteil der Grenzbefestigungen ist verschwunden, einiges ist geblieben. Das sichtbarste oder standhafteste Überbleibsel ist der ehemalige Kolonnenweg, ein doppelter Streifen Betonplatten als Fahrbahn für die Grenzsoldaten. Heute dient dieser Fahrweg als grobe Orientierung für die Grenzsteintrophy oder als Wanderweg im grünen Band.

Ein kurzes Rechenspiel: eine Platte ist etwa 3 Meter lang, für einen Kilometer Kolonnenweg brauchte man also etwa 666 Platten. Abzweigungen, Nebenstraße und Parkplätze nicht miteinbezogen. Lt. dem Grenzmuseum in Teistungen hat die DDR über 1600 Kilometer Kolonnenweg installiert und über etwa 700 Kilometer einen KfZ-Sperrgraben ähnlichen Betonplatten befestigt. IRRE! Grob durchgerechnet: hier wurden etwa 3 Millionen Kubikmeter Stahlbeton verbaut…. Was hätte man damit und mit den vielen elektrischen Installationen (Signalzaun, Grenzmeldenetz und Beleuchtung und Heizung in den Beobachtungstürmen) in der zivilen Bauwirtschaft der DDR alles leisten können? Meine Eltern haben einen Wartburg Tourist gegen 14 Heizkörper getauscht, um das Eigenheimprojekt im Jahr 1983 weiter voran zu bringen…. Jede Person aus der ehemaligen DDR kann ähnliche Geschichten berichten.
Was ging in einem Grenzer vor, der auf dem Kolonnenweg schneller als auf der alten F96 (jetzt B96) fahren konnte? Die F96 war mit Kopfsteinpflaster bedeckt, viele Autobahnen der DDR stammten noch aus dem dritten Reich…
Von dem Waffeneinsatz an dieser Grenze ganz zu schweigen….


Und die Starter und Starterinnen der Grenzsteintrophy machen sich halt oft Gedanken, wie gut die Räder auf der Platte rollen oder in den Löchern hängen bleiben. Wie sieht so eine Platte typischerweise aus?
Länge: 3 Meter
Breite: 1 Meter
Höhe: 0,2 Meter
Meist mit vier Reihen zu je sechs Löchern, die das spezielle Plattenfahrgefühl erzeugen.

Nach der absolvierten Tour kann ich Emma Thomson und Gunnar Fehlau nur Recht geben: 29×3 Zoll ist das perfekte Format. Ggf. geht auch 27,5×3 Zoll, aber schmalere Reifen machen das Vorhaben sehr schwer. Die „fallen“ in die Löcher der Platte, Abfahrten gleichen einem Ritt auf nem Presslufthammer, das war beim Fahren hinter einem Teilnehmer mit nem klassischem 26er aus dem Jahr 2013 deutlich zu sehen. Die breiten Reifen geben bei den Abfahren viel mehr Sicherheit, letztendlich ist daran auch schön die Entwicklung der Radtechnik erkennbar… Ich zolle meinen Respekt den Leuten, die das Ding damals oder auch jetzt mit 26er MTBs absolvieren, ich möchte das auf keinen Fall versuchen…..
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